Auf dem Weg zu einer rassismussensiblen Kirche
Dienstag, 30. September 2025 | 10:00 – 16:00 Uhr
Landeskirchenamt Erfurt | Michaelisstraße 39


Rassismus ist ein Phänomen, das in unserer Gesellschaft leider immer mehr an Aktualität gewinnt.
Und wie ist es bei uns in der Kirche? Sind wir in unseren Gemeinden und Einrichtungen mit unseren Angeboten, in unseren Strukturen und als Gemeinschaften tatsächlich offen, antirassistisch und vielfältig? Und wie sensibel bin ich für eigene rassistische Prägungen?
Diese Fragen wollen wir gemeinsam in den Blick nehmen – kritisch, ermutigend und mit ganz praktischen Impulsen.
Zum Fachtag sind Hauptamtliche im gemeindlichen und Bildungsbereich (z.B. Pfarrer*innen, Gemeindepädagog*innen, Religionslehrkräfte, Mitarbeitende in Kitas und Bildungseinrichtungen) sowie engagierte Ehrenamtliche herzlich eingeladen.
Wir möchten anregen, rassismuskritische Perspektiven dort einzunehmen, wo wir leben und arbeiten. Das wird auch das Gesicht unserer Kirchen langfristig verändern: wir alle sind Kirche und geliebte Kinder Gottes!
Dieser Fachtag öffnet einen rassismuskritischen Raum. Von Rassismus betroffene Personen und antirassistisch engagierte Personen kommen zu Wort, denn deren Perspektiven sollen sichtbar werden. Moderiert wird dieser Tag von
Ermöglicht wird diese Veranstaltung durch Fördermittel der Amadeu Antonio Stiftung und Mitteln aus dem Fonds für Ökumenische Arbeit in der EKM sowie aus Mitteln der Kollekte „Migration und Interreligiöser Dialog”. Herzlichen Dank!
Bitte melden Sie sich bis zum 14.09.2025 verbindlich zum Fachtag an.
Programm
ab 09:45 Uhr | Ankommen mit Stehkaffee |
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10:00 Uhr | Begrüßung Kirchenrätin Katharina Passolt, Leitung der AG Kirche und Rechtsextremismus in der EKM |
10:05 Uhr | Einstieg ins Thema Präsident Dr. Lemke im Gespräch mit Oumar Diallo (Träger des Thüringer Demokratiepreises 2024) |
10:30 Uhr | Impulsreferat zum Thema des Fachtages unter den Fragestellungen:
Dr. Nathalie Eleyth, evangelische Theologin und Religionswissenschaftlerin, Ruhr-Universität Bochum |
11:10 Uhr | Austausch in Murmelgruppen |
11:30 Uhr | Workshop – Teil 1 |
12:30 Uhr | Mittagspause Imbissangebot, Möglichkeit zum Austausch untereinander, Stöbern am Büchertisch von contineo und der Auslage an mitgebrachten Materialien |
13:15 Uhr | Workshop – Teil 2 |
14:00 Uhr | Kaffeepause |
14:15 Uhr | Partizipative Ideenentwicklung nach der Schneeball-Methode „Rassismussensibel – in der Bildungsarbeit, in der Verkündigung, in unserer Kirche” Wie kann das gehen? Was braucht es? Wir kommen in Bewegung und in den Austausch. Die nächsten Schritte hin zu einer rassismussensiblen Arbeit nehmen Gestalt an. |
15:15 Uhr | Auf dem Weg zu einer rassismussensiblen Kirche Plenumsgespräch mit den Schneeball-Guides, dem Tagungsbeobachter Fabian Ng’uni, Landesbischof Friedrich Kramer sowie Katharina Passolt als Vertreterin der AG Kirche und Rechtsextremismus |
15:50 Uhr | Geistlicher Abschluss Landesbischof Friedrich Kramer |
Fabian Ng’uni ist unser Tagungsbeobachter.
Mit der Anmeldung bestätigen Sie unser Awarenesskonzept. Vor Ort begleitet uns ein professionelles Awareness- und Sicherheitsteam von Compassion Crew/Berlin.
Workshops
Sollte es in dem von Ihnen favorisierten Workshop keinen freien Platz mehr geben, hoffen wir, dass ein noch verfügbarer Workshop auf Ihr Interesse stößt.
Kirche postkolonial denken
Koloniale Strukturen haben bis heute Spuren in Theologie und Kirche hinterlassen. Um dem Traum von einer Kirche für alle näherzukommen und Rassismus entschieden zu begegnen, müssen wir uns dieser Vergangenheit selbstkritisch stellen. In diesem Workshop fragen wir: Was bedeutet es, eine postkoloniale Kirche zu sein? Wie kann eine kritische Auseinandersetzung mit den Folgen der kolonialistischen Weltsicht aussehen? Welche Konsequenzen ergeben sich für die theologische Arbeit im Gemeindealltag?
Workshopleitung: Susanne Küster-Karugia, stellvertretende Direktorin des Leipziger Missionswerkes
Augen auf”! Eine rassismuskritische Spurensuche in den Gemeinden der EKM
Wir wollen gemeinsam der Frage nachgehen, wo es in unseren Gemeinden (strukturellen) Rassismus gibt, unseren Blick schärfen für Strukturen, Mindset, Haltungen, Gewohnheiten etc. und nach Wegen der Veränderung suchen.
Workshopleitung: Bettina Schlauraff, Regionalbischöfin im Bischofssprengel Magdeburg und Franziska Kietzmann, Mitarbeiterin im Kinder- und Jugendpfarramt der EKM
Wie ist Jesus weiß geworden? – Kirchliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sensibel, vielfältig und rassismuskritisch gestalten
Viele Faktoren prägen unsere persönlichen, inneren Glaubensbilder. Neben Geschichten, Liedern, Gebeten sind es äußere Bilder: Bilder in Kirchenräumen ebenso wie Bilder in Kinderbibeln. Sarah Vecera setzt sich in ihrem aktuellen Buch „Wie ist Jesus weiß geworden?” kritisch mit diskriminierenden Strukturen innerhalb der Kirche auseinander.
Ausgehend vom Modell der Entwicklungsstufen religiöser Sozialisation möchte der Workshop dazu befähigen, sich kritisch mit der Macht von Bildern und ihren inhärenten, rassistischen und diskriminierenden Botschaften innerhalb der Kirche auseinanderzusetzen. Neben der Arbeit an ausgewählten Kinderbibeln stehen Austausch, eigene Reflexion und die Stärkung einer vielfaltssensiblen Religionspädagogik im Zentrum des Workshops.
Workshopleitung: Dr. Anne Bezzel, Bildungsreferentin im Ev. Augustinerkloster Erfurt und Friederike Wulff-Wagenknecht, Referentin Evangelisches Schulwerk
Vor Gott sind alle Menschen gleich!? Rassismus in der Bibel
Rassismus, verstanden als die fiktive Aufteilung der Menschheit in verschiedene „Rassen“, ist ein Produkt der Moderne. Folglich dürfte es in der Bibel keinen Rassismus geben.
Und dennoch finden sich in biblischen Texten rassistische Begriffe, Motive, die die vermeintliche „Minderwertigkeit“ von Menschen zu stützen scheinen und Figuren, die den Weg bereitet haben für die Rassifizierungsprojekte der Moderne.
Der Workshop stellt ausgewählte Textpassagen vor und bietet Raum, darüber nachzudenken, wie wir mir diesen Bibelstellen umgehen können.
Workshopleitung: Eske Wollrad, evangelische Theologin, Geschäftsführerin der Evangelischen Frauen in Deutschland e.V.
„Reden bedeutet Risiko” – Rassismussensible Sprache nach innen und außen
Darüber, was wie gesagt werden kann und wer wie bezeichnet werden sollte, wird in letzter Zeit wieder heftig gestritten. Zu Recht. Denn Sprache dient nicht nur der Verständigung. Sie beeinflusst, was wir denken und uns vorstellen können und damit auch, wie wir die Welt und uns selbst in ihr erfahren und wie wir uns anderen Menschen zuwenden können. In diesem Sinne ist Sprache hochpolitisch und: Sprache ist Macht.
Wir schauen uns rassistische Sprachmuster an und fragen, wie rassismussensible Sprache im Alltag gelingen kann.
In einem zweiten Schritt nehmen wir kirchliche Öffentlichkeitsarbeit in den Blick: Wer spricht und wer wird nicht gesehen? Wie können wir einladend kommunizieren auf unseren Homepages, in Gemeindebriefen oder den sozialen Medien?
Workshopleitung: Dr. Nathalie Eleyth, evangelische Theologin und Religionswissenschaftlerin, Ruhr-Universität Bochum
Verbündet-Sein im Glaubenskontext in Ostdeutschland
In diesem Workshop werfen wir einen Blick auf Schwarze zum Teil Ostdeutsche Geschichte. Dabei fragen wir, welche Machtverhältnisse und Ausgrenzungsmechanismen in Kirche und Gemeinde bis heute wirken. In Ostdeutschland sind koloniale Kontinuitäten oft weniger sichtbar, aber dennoch wirksam. In einem geschützten Raum reflektieren wir eigene Prägungen, Bilder und Vorurteile aus einer weißen Mehrheitsgesellschaft heraus – und was das für unser Miteinander in Glaubensgemeinschaften bedeutet. Ziel ist es, rassismuskritisch zu denken, Verantwortung zu übernehmen und Wege zu finden, wie wir als Weiße Menschen solidarisch und wirksam an der Seite Schwarzer Christ*innen in unserer Landeskirche stehen können.
Workshopleitung: Lina Mitschke, Projektleiterin „Aktiv gegen (Alltags-)Rassismus! Empowerment, Beratung und Bildung” im Dachverband der Migrant*innenorganisationen in Ostdeutschland – DaMOst e.V.
Hinweise
Der Büchertisch der Buchhandlung Contineo hält aktuelle Literatur zum Thema Rassismus bereit.
Gern können Sie Materialien zum Thema des Fachtages mitbringen, die dann ausgelegt und mitgenommen werden können.
Fast alle Räume im Landeskirchenamt sind barrierefrei zugänglich. Bei Bedarf steht eine induktive Höranlage zur Verfügung.
Im Anschluss an diesen Fachtag erhalten sie eine Teilnahmebescheinigung.
Die Veranstaltung wurde für Thüringer Lehrkräfte vom Thillm nach dem Thüringer Lehrerbildungsgesetz unter dem Aktenzeichen 5094–84-1395/25 als Lehrerfortbildung anerkannt.
Lehrkräfte aus Sachsen-Anhalt können eine Freistellung entsprechend entsprechend RdErl. des MK vom 16.9.2013 – 33–03000‑2 „Übertragung von Entscheidungsbefugnissen auf Schulleiterinnen und Schulleiter“, auf Teilnahme an einer Fortbildung beantragen (Antrag auf Sonderurlaub, unter Fortzahlung der Bezüge).